Die Geschichte von Schaf Nr. 16

Sie war eines von 200 Schafen, gerade erst ein Jahr alt. Sie gehörte zu einer Schäferei, einem großen Bauernhof mit Café und Ferienwohnungen. 

 

Im Stall lag sie, ganz hinten in der Ecke, direkt über ihr der Wassernapf, vier Meter vor ihr die Raufe mit Heu. Um sie herum tobten Lämmer, ca. 40 weitere Schafe waren mit ihr in diesem Boxenbereich, weitere 150 Schafe im Stall. 

 

Wasser und Futter konnte sie schon lange nicht mehr erreichen. Nachdem sie im Januar mit vielen anderen Schafen von einem Viehhändler an diesen Hof verkauft wurde, sollte sie eigentlich zur "Deichpflege" dienen und Lämmer gebären. Eine Verletzung, die vermutlich schon beim Transport passierte führte dazu, dass Nr. 16 nicht mehr laufen konnte. Der Schäfer holte sie in den Stall. Doch auch dort wurde es nicht besser. Die ersten Tagen schaffte sie es kurz aufzustehen, brach aber immer wieder zusammen.

 

Einmal am Tag kam der Schäfer und half ihr hoch. Nr. 16 hatte Schmerzen in der Hüfte und konnte nicht lange stehen. Doch von einem Tierarzt bekam sie keinen Besuch. Aber dafür kamen täglich viele Menschen, die den Hof besuchten, in den Stall. Die Kinder erfreuten sich an den vielen Lämmern und kuschelten mit ihnen.

 

Im Stall lag sie, ganz hinten in der Ecke. Niemand nahm sie wahr. Niemand sah, dass sie nicht aufstehen konnte. Niemand sah wie hungrig und durstig sie war. Sechs Wochen lang konnte Nr. 16 schon nicht mehr laufen. Seit vielen Tagen ist auch kein Schäfer mehr gekommen, um ihr hoch zu helfen, ihr Wasser oder Heu zu geben. 

 

Im Stall lag sie ganz hinten in der Ecke. Der Durst und die Schmerzen wurden schlimmer. Gegen den Hunger kaute sie das alte Stroh, das um sie herum lag. All die anderen Schafe musste über sie rüberklettern, um an das Wasser zu kommen. Dies bereitete ihr Schmerzen . Wie gern hätte Nr. 16 doch auch etwas getrunken, doch ihr Körper war zu schwach und ihre Schmerzen zu groß, um aufzustehen.

 

An einem Freitag gegen Mittag waren wieder viele Kinder im Stall und auch eine Frau stand genau an ihrer Box und sie schaute Nr. 16 sehr lange an: 

 

Nachdem die Menschen die vielen Lämmer streichelten, verließen sie auch schnell wieder den Stall. Doch diese Frau blieb dort und schaute mich immer wieder an. Als es leer im Stall war, stieg sie in die Box, im Stall lag icg, ganz hinten in der Ecke. Die Frau wollte nicht zu den Lämmern, sie kam direkt zu mir.

 

Ich, die Nr. 16, hatte keine Angst. Die Frau sprach ganz ruhig mit mir, berührte meinen Bauch, meinen Kopf, meine Beine. Sie versuchte mir hoch zu helfen, doch ich hatte keine Kraft und brach wieder zusammen. 

Die Frau gab mir aus ihrer Hand etwas Wasser. Wie glücklich war ich endlich etwas trinken zu können, sie gab mir auch Heu und es schmeckte soooo lecker.

 

Dann leider verließ die Frau den Stall. Lange noch hörte ich draußen ihre Stimme, auch hörte ich die Stimme von dem Schäfer. Beide kamen in den Stall. Da lag ich noch immer ganz hinten in der Ecke. Sie kamen zu mir und redeten über mich. Die Frau streichelte mich. Es fühlte sich gut an. 

Dann verließ sie wieder den Stall und sprach: „Ich komme gleich zurück, v e r s p r o c h e n !“

 

Der Schäfer hob mich hoch und trug mich zur Stalltür. Da war sie wieder die Frau, sie öffnete ihr Auto und man legte mich dort rein. Hunde waren in den Boxen, aber sie machten mir keine Angst . Da lag ich nun, in einem Auto auf einer Decke, vor mir ein Napf mit Wasser und ein großer Berg mit Heu. 

 

Da lag ich, die Nr. 16, alles war neu und unbekannt, aber ich hatte keine Angst. 

 

Wir fuhren lange mit dem Auto, immer wieder sprach die Frau mit mir und sah mich an. Es saß auch noch eine zweite Frau im Auto, auch sie hatte eine liebe Stimme und sie sagte, Alma wäre ein schöner Name für mich. Das Auto hielt an. Ein Mann war dort und hob mich mit der lieben Frau aus dem Auto, sodass ich endlich pullern konnte. Sie trugen mich auf den Rasen. Ich hatte keine Kraft zu stehen, aber ich lag auf den Rasen und das Gras war unglaublich lecker.

 

Nach kurzer Zeit trug man mich wieder ins Auto und legte mich auf ein weiches Kissen, vor mir wieder ein Napf mit Wasser und ein Berg mit Heu. Meine Beine taten weh, aber dennoch war ich glücklich und fühlte mich wohl .  

 

Da lag ich, mein Name war ALMA, ich hatte zu Trinken und zu Fressen und kannte eine liebe Frau. Alle zwei Stunden, auch in der Nacht, kam die Frau und streichelte mich und gab mir zu Trinken, mein Durst war sehr groß aber ich durfte nicht so viel auf einmal trinken, daher versprach die Frau immer wieder zu kommen. Und das tat sie auch. 

 

Lange war es dunkel, ich frass Heu und schlief auch ein wenig. Die Frau war in der Nacht noch öfter bei mir und es machte mich glücklich. Es wurde hell, ich hörte die Vögel zwitschern und wieder kam die Frau und auch der Mann. Sie fuhren mit mir zum Tierarzt.

 

Man legte mich auf eine Liege und fuhr mich in ein Gebäude. Der Arzt untersuchte mich, tastete meine schmerzenden Beine ab und sagte er kann kein Bruch feststellen, wir müssen eine Röntgenaufnahme machen. Es standen auch noch andere Menschen dort, die mich festhielten. 

 

Die Frau musste den Raum verlassen, die Menschen drückten mich in verschieden Richtungen und irgendein Licht leuchtete mehrfach hell auf. Jetzt hatte ich Schmerzen und Angst. Was geschah mit mir und wo war die liebe Frau???

 

Nachdem sich die Menschen über Vieles unterhielten, durften die Frau und der Mann wieder in den Raum. Die Frau schaute sich leuchtende Bilder an der Wand an, sie streichelte mich. Das tat gut. Sie fing jedoch an zu weinen und sah mich an.

 

Da lag ich, ALMA, ich hatte Schmerzen, ich hatte Angst und ich kannte eine liebe Frau, deren Streicheleinheiten so gut taten und die mir Wasser und Futter gab und die nun weinte. Aber warum, das wusste ich nicht.

 

Sie nahm meinen Kopf in ihre Hände und sprach zu mir, dass es ihr leid tut. In diesem Moment spürte ich einen Stich, einen Schmerz an meinem Hals, irgendetwas tat der Tierarzt. Mir wurde schwindelig, ich sah die Frau mit großen Augen an, ihre Tränen tropften auf mein Gesicht und dann drehte sich alles in meinem Kopf und ich schlief für immer ein.

 

Ich spürte meinen Körper nicht mehr, ich konnte mich nicht mehr bewegen. Ich sah meinen Körper. Da lag mein Körper mit der Nr. 16. Ich aber hatte plötzlich keine Schmerzen mehr, ich fühlte mich so leicht, so frei, ich konnte wieder laufen, aber nicht auf dem Rasen, sondern auf weißen, weichen Wolken.

 

Ich bin das Schaf Alma. Ich kannte nur wenige Stunden eine liebe Frau, die mir geholfen hat, eine Reise in das Land ohne Schmerzen mit weißen, weichen Wolken zu machen.

Ruhe in Frieden du zauberhafte Schaf Seele …. Es tut mir unendlich leid, dass ich nicht mehr für dich tun konnte.

Erlebt und verfasst von Kira


Schaf Nr. 16 war eines von täglich tausenden gequälten und übersehenden Schicksalen,
die jetzt in diesem Moment durch eine ähnliche Tortur müssen. 

 

Ungesehen. Ignoriert. Vergessen.

 

Nr. 16 hieß Alma und sie hatte so viel mehr verdient als nur diese wenigen Stunden in meiner Obhut.  

 

Mal wieder ist mein Herz gebrochen von all den Grausamkeiten die wir den Tieren antun. 

 

Und mal wieder ist es mir ein großes Bedürfnis euch alle darum zu bitten, mit Herz und
offenen Augen durch diese Welt zu gehen und zu helfen. Schaut nicht weg! Hört nicht weg!

Tut Gutes, ,wo auch immer ihr es könnt .

 

 

Die Welt braucht genau diese M e n s c h e n !